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Der Schulalltag in Bukoba

Der Schulalltag in Bukoba

Ich, eine ehemalige Schülerin des Gymnasiums in Neu Wulmstorf hielt mich für zweieinhalb Monate in Bukoba (Tansania) auf, bevor meine Reise weiter nach Südafrika ging. Ich konnte in meiner gesamten Zeit in Bukoba viele unterschiedliche Eindrücke und Erfahrungen mitnehmen.

Gelebt habe ich bei der Schulleiterin einer weiterführenden Schule in Bukoba, der Rugambwa Secondary School. Die Schulleiterin der Rugambwa Secondary School heißt Witness Amos und sie war vorher die Schulleitung unserer Partnerschule. Die Rugambwa Secondary School ist ca. 70km von unserer Partnerschule, der Kishoju Secondary School, entfernt. Unsere Partnerschule habe ich selbstverständlich auch besucht und ich kann bestätigen, dass sich die Kinder dort so sehr über unsere Spenden freuen und diese sehr wertschätzen, was mich wahnsinnig gefreut hat! Ich selber habe aber an der Rugambwa Secondary School gearbeitet, was insgesamt eine super gute Erfahrung war, denn der Schulalltag sieht dort ganz anders aus, als bei uns. In Tansania gibt es ein etwas anderes Schulsystem, als wir das kennen. In Tansania geht die Grundschule bis Klasse 7. In der Zeit werden alle Fächer auf Swahili (der Landessprache) unterrichtet. Dann kommen die Schülerinnen und Schüler auf die weiterführende Schule, die dann vom Klasse 8 bis Klasse 13 geht. In Tansania werden die Klassen allerdings nicht in Klassen angegeben, sondern in „Forms“. Klasse 8 ist also „Form one“, Klasse 9 „Form two“, usw.. Die Schülerinnen und Schüler haben auf der weiterführenden Schule dann ihren gesamten Unterricht auf Englisch, obwohl die meisten Schülerinnen und Schüler noch gar kein Englisch können, d.h. die Kinder lernen während sie ihren Unterricht auf Englisch haben, die englische Sprache.

In Tansania gibt es auch eine Schulpflicht, die aber leider nicht wirklich umgesetzt wird, denn es gibt immer noch viele Kinder, die nicht zur Schule gehen können, weil das Geld fehlt oder der Weg zu weit zur nächsten Schule ist...
Meistens Kinder, die auf dem Land wohnen, haben oft keine Möglichkeiten in die Schule zu gehen. Es sind häufig Kinder aus ärmlichsten Verhältnissen und gerade diese Kinder werden durch die fehlende Bildung nie eine Chancen auf eine bessere Zukunft haben...

Auf der Rugambwa Secondary School sind knapp 1000 Schülerinnen. Dies ist eine reine Mädchenschule, in der gesunde, aber auch körperlich eingeschränkte Kinder zur Schule gehen können.
In Tansania gibt es sehr viele „Boarding Schools“, was bedeutet, dass die Kinder in der gesamten Schulzeit (außer in den Ferien) in der Schule leben. Das hat den Grund, da die meisten Kinder einen sehr langen Schulweg hätten und Transportmittel, wie bspw. Busse zu teuer für die meisten Kinder sind.

Der Unterricht der Schülerinnen beginnt wie auch bei uns um 8 Uhr morgens. Allerdings müssen die Kinder vor ihrem Unterricht noch die Zimmer aufräumen, was auch regelmäßig kontrolliert wird. Dann haben die Kinder ihre ersten Unterrichtseinheiten, die jeweils immer 80 Minuten lang sind. Anschließend gibts dann eine Frühstückspause, in der die Schülerinnen sich dann aus der Schulküche Porridge holen dürfen oder sich alternativ Milchbrötchen für kleines Geld kaufen können. Dann haben die Kinder weitere Unterrichtseinheiten bis ca. 15 Uhr, denn dann gibt es Mittagessen. Zum Mittagessen gibt es immer Ugali mit Bohnen (das Hauptgericht in Tansania) und Mittwochs und Samstags gibt es Reis mit Bohnen. Manchmal können sich die Schülerinnen auch noch bspw. Avocados dazu kaufen. Zum Abendessen gibt es dann das gleiche Essen nochmal. Der Unterricht ist für die Mittelstufe um ca. 15 Uhr vorbei. Für die Oberstufe geht der Unterricht auch mal bis 18 Uhr. Nachmittags finden an manchen Tagen Sportstunden oder andere Aktivitäten statt. Freitags ist immer „großer Putztag“, da müssen die Zimmer von den Schülerinnen geputzt und aufgeräumt werden. Sonntags wird ein Gottesdienst für die Schülerinnen angeboten. Die Muslime können auch regelmäßig an ihren Gebetszeiten teilnehmen, denn der Unterricht und die späteren Aktivitäten sind so gelegt, dass die Muslime dabei keineswegs eingeschränkt sind. Ansonsten können die Schülerinnen sich um ihre Wäsche kümmern, die sie regelmäßig von Hand waschen müssen. Die Schülerinnen tragen hier eine Schuluniform. Sobald der offizielle Unterricht vorbei ist, können die Schülerinnen sich umziehen, allerdings tragen sie trotzdem auch dann eine einheitliche Kleidung, welche sich jedoch in der Bequemlichkeit etwas von der Schuluniform unterscheidet. Auch die Frisur ist hier vorgeschrieben, die Schülerinnen haben alle ganz kurze Haare.

Der Unterricht selbst, verläuft ganz ähnlich wie bei uns. Die Themen in den Fächer sind relativ ähnlich und es wird auch mit Büchern gearbeitet. Allerdings wird der Unterricht nicht in deren

Landessprache Swahili durchgeführt, sondern wie schon weiter oben erwähnt, verläuft der Unterricht in Englisch. Natürlich hat man hier keine Chance sich mit technischen Hilfsmitteln auszuhelfen, hier wird noch alles ganz klassisch mit Papier und Kreidetafel gehandhabt. Es sitzen immer ca. 50 Schülerinnen in einer Klasse, wobei man sagen muss, dass die Klassenräume nicht wirklich größer sind, als unsere Klassenräume. Die Kinder sitzen aber teilweise zu zweit an einem Tisch oder haben sehr schmale Tische. Leider sind die Klassenräume und die Ausstattung in den Klassenräumen wirklich mangelhaft und kaum vorstellbar. Stühle haben nur drei Stuhlbeine, es sind Löcher in der Tafel und die Tische fallen halb auseinander. Für uns in Deutschland kaum vorstellbar - für die Kinder hier, ganz normaler Alltag...

Klausuren oder Klassenarbeiten werden immer Freitags nach den Mittagessen oder am Wochenende geschrieben. Dazu sitzen oft zwei „Forms“ gleichzeitig in einem großen Raum und werden von meistens fünf Lehrerinnen oder Lehrern beaufsichtigt. Angesprochen werden die Lehrkräfte immer als „Madam“ oder „Sir“ und dann jeweils mit dem Vornamen der Lehrkraft. Auch die Regel in der Schule sind etwas andere und wenn diese nicht befolgt werden, gibt es für die Schülerinnen einen Schlag mit einem Stock. Auch dies war für mich furchtbar zu sehen, doch für die Kinder ist auch leider das, ganz normaler Alltag.

Insgesamt war es eine wahnsinnig schöne und spannende Zeit, in der ich viele neue Leute kennengelernt habe. Ich werde super viele Erfahrungen und Erlebnisse mit nach Hause nehmen und ich denke, ich werde in Deutschland viele Dinge nun mit ganz anderen Augen sehen, weil ich eben gesehen habe, wie ein Leben auch aussehen kann.
Viele Erfahrungen werde ich nie wieder vergessen und wünsche mir sehr für die Kinder in Tansania, dass sie auch irgendwann mal so ein Schulleben leben dürfen, wie es die Kinder in Deutschland haben.

R. Bayer

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