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Pressebericht aus dem Stader Tageblatt (02.12.2021) 

EIN HALBES JAHRHUNDERT SCHULLEBEN

Zum 50-jährigen Bestehen des Gymnasiums Neu Wulmstorf ist ein Jahrbuch erschienen – Buntes Kaleidoskop aus Früher und Heute

Von Sabine Lepél

NEU WULMSTORF. In diesem Jahr feiert das Gymnasium Neu Wulmstorf sein 50-jähriges Bestehen, deshalb ist jetzt ein ganz besonderes Jahrbuch erschienen. Es zeigt ein buntes Kaleidoskop aus vergangenen Zeiten und aktuellem Schulleben.

Wer heute die Schwarz-Weiß-Fotografien vom Gründungsgebäude des Gymnasiums Neu Wulmstorf im neuen Jahrbuch der Schule sieht, könnte meinen, sie seien kurz nach dem Krieg entstanden. Die leicht angegilbten Fotos zeigen Handwerker auf dem Dach einer Baracke – die Behausung für die ersten Gymnasiasten, die dort ab 1971 unterrichtet wurden.

Im Landkreis Harburg gab es in den 1960er Jahren nur zwei Gymnasien: in Buchholz und in Winsen. Deshalb mussten viele Schüler lange Schulwege in Kauf nehmen. Als dann Anfang der 1970er Jahre Hamburg die Aufnahme von Schülern aus dem südlichen Umland verweigerte, musste der Landkreis Harburg sein Angebot an weiterführenden Schulen schnellstens erweitern.

Aus diesem Grund wurden in Neu Wulmstorf zunächst Baracken aufgestellt, in denen 1971 zwei Klassen und drei Lehrer einzogen. Etwas euphemistisch wurden sie als „Pavillons“ bezeichnet. Es folgte eine achtjährige Bauzeit für das Schulgebäude aus Stein, was sowohl die wachsende Schülerschaft als auch die Lehrkräfte vor große Herausforderungen stellte. Fertige Fachräume und überhaupt Unterrichtsräume waren Mangelware. Eine Sporthalle gab es noch nicht, eine Schwimmhalle schon gar nicht. Und die intensiven Ausdünstungen eines frischverklebten Teppichbodens im neuen Musikraum konnten schon mal zu Schwindelanfällen und Übelkeit bei einem Teil der Schülerschaft führen. Bis heute ist allerdings ungeklärt, ob auch die ungeliebte Noten-Paukerei eine Rolle bei dem Vorfall gespielt haben könnte ...

Wie auch immer – 1980 war es geschafft: Der erste Abiturjahrgang wurde verabschiedet. Es waren die von den nachfolgenden Jahrgängen mit einer gewissen Achtung betrachteten „Pioniere“, die immer ein leichter Hauch von Exklusivität umwehte – auch, weil ihre Anzahl noch sehr überschaubar war.

Heute werden am Gymnasium Neu Wulmstorf genau 961 Schüler und Schülerinnen von insgesamt 80 Lehrkräften unterrichtet, wie Schulleiter Jörg Berthold bestätigt. Das jetzt veröffentlichte Jahrbuch des Gymnasiums Neu Wulmstorf berichtet von den Anfängen der Schule, dem Wachsen der Gebäude, der Schüler- und der Lehrerschaft. „Diese Veränderungen werden in den einzelnen Artikeln des Jahrbuchs sehr gut nachvollziehbar“, so Berthold. Das bunte Angebot der Schule mit verschiedenen Leuchttürmen in den Bereichen Theater, Musik, Kunst, Sport, Naturwissenschaften und Sprachen spiegele sich in dem Buch wider.

„Wir wollten viele Mosaiksteinchen aus dem Schulleben der vergangenen 50 Jahre zusammentragen und ein buntes Bild des Gymnasiums erschaffen. Denn unsere Schule ist lebendig und vielfältig“, meinen auch die beiden Redakteure des Jahrbuchs, die Lehrer Markus Bröer und Sascha Sobkowiak. Sie haben viel Engagement und Herzblut in das mehr als 120 Seiten starke Werk gesteckt und ein Kaleidoskop aus Zeitungsartikeln, Texte zur Schulgeschichte, Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrkräfte, Berichte von Reisen, aus den Musikklassen, der Tansania-Hilfe und vielem mehr zusammengestellt. Garniert wurde das Ganze mit frechen Sprüchen aus 50 Jahren und vielen Fotos, darunter aktuelle Bilder aller Klassen und Lehrkräfte. Dazwischen finden sich die witzigen Karikaturen des ehemaligen stellvertretenden Schulleiters Peter Waldbüßer, der zusammen mit dem damaligen Schulleiter Peter Lindemann bis zur gemeinsamen Pensionierung für mehr als 20 Jahre eine legendäre Doppelspitze bildete.

Die eine oder andere Anekdote im Jahrbuch regt zum Schmunzeln an, wie die der bissigen Schülerzeitung Afridi, die insbesondere in den 1980er Jahren für starke Schlagzeilen und Gesprächsstoff sorgte, aber inzwischen längst eingestellt wurde.

Auch Bröers Artikel über den Auftritt des linken Liedermachers Wolf Biermann im Oktober 1979 im Forum des Gymnasiums ist sehr lesenswert: Unter der Überschrift „Wie der Auftritt eines Künstlers zur Politposse wurde“ beschreibt Markus Bröer den Wirbel um das Konzert des aus der DDR ausgebürgerten Lyrikers, der die örtliche CDU zu einem offenen Brief veranlasste: „Falls weiterhin diese Art von Geschichtsfälschung, feige Tiefschläge, obszöne Beleidigungen in der Schule an der Tagesordnung sein sollten, wird es von uns harte Kritik geben und wir werden nicht eher ruhen, bis an dieser Schule sich alle gesellschaftlichen Kräfte zu Wort melden können“, hieß es darin.

Deutschlehrer Bröer schlägt in seinem Artikel den Bogen in die Gegenwart: Das Gymnasium Neu Wulmstorf tue gut daran, sich auch in Zukunft für Gäste von außen zu öffnen und Teil des Kulturlebens zu sein, wie etwa bei den in der Schule veranstalteten Polit-Talkrunden oder bei Gesprächen mit Zeitzeugen des Nationalsozialismus.

Diese offene Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen scheint Früchte zu tragen: Kürzlich wurden mit Noah Andersen (FDP) und Niklas Hintze (CDU) zwei Abiturienten von 2019 in den Neu Wulmstorfer Gemeinderat gewählt.

 

JAHRBUCH

Das neue Jahrbuch „GYM NW, 1971 bis 2021“ ist ab sofort im Sekretariat des Gymnasiums Neu Wulmstorf für 5 Euro erhältlich – allerdings nur, solange der Vorrat reicht.

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